204 lines
9.6 KiB
TeX
204 lines
9.6 KiB
TeX
|
% <#>---------------------------------------------------------------------------<#>
|
||
|
\section{Backup}%
|
||
|
\label{sec:backup}
|
||
|
|
||
|
Sicherlich hat jeder schon einmal schmerzlichst erfahren müssen, wie ärgerlich
|
||
|
es ist, wenn Daten verloren gegangen sind und diese nicht durch ein Backup
|
||
|
gesichert wurden. Der Schmerz sitzt tief, wenn die Urlaubsbilder, Kinderfotos
|
||
|
oder andere wichtige Dokumente verloren sind. Man ärgert sich häufig über sich
|
||
|
selber, da man wusste, dass dieser Moment früher oder später mal eintreten würde
|
||
|
und man es bis dahin nicht geschafft hat ein Backup zu erstellen.
|
||
|
|
||
|
In Kapitel \nameref{sec:dateisysteme.btrfs} wurden Snapshots von Subvolumes
|
||
|
erzeugt. Dies Snapshots können nicht direkt als ein Backup betrachtet werden,
|
||
|
obwohl sie eine Momentaufnahme eines Subvolumes wiederspiegeln. Der Grund ist,
|
||
|
dass unter einem Backup die Sicherung eines Zustands auf einem anderen
|
||
|
Speichergerät verstanden wird. Dies kann beispielsweise auf eine andere
|
||
|
Festplatte oder ein Magnetband per Bandlesegerät realisiert werden.
|
||
|
|
||
|
Früher wurden Bandlesegeräte sehr häufig eingesetzt, um große Datenmengen zu
|
||
|
sichern. Diese Methode wird zunehmend ersetzt durch andere Technologien wie
|
||
|
Beispielsweise das exportieren und importieren von Snapshots. Dies muss nicht
|
||
|
zwingend ein BtrFS Dateisystem sein, es kann auch ein ZFS oder QCOW2 Dateisystem
|
||
|
sein. Aus der Zeit, in der Bandlaufgeräte vorwiegend Verwendung fanden, sind
|
||
|
unterschiedliche Backup Methoden entstanden.
|
||
|
|
||
|
Je nach Datenbestand wurden unterschiedliche Methoden angewand oder kombiniert,
|
||
|
um die Vorteile je nach Situation auszunutzen. Nachfolgend werden die einzelnen
|
||
|
Methoden näher erläutert.
|
||
|
|
||
|
% #>-----------------------------------------------------------------------------<#
|
||
|
\subsection{Inkrementelles Backup}%
|
||
|
\label{sec:backup.inkrementell}
|
||
|
|
||
|
Ein inkrementelles Backup setzt ein bestehendes Backup der Daten vorraus. Dies
|
||
|
kann ein Vollbackup, differentielles oder inkrementelles Backup sein. Es werden
|
||
|
ausschließlich die Daten gesichert, welche sich zum Zeitpunkt des letzten
|
||
|
Backups geändert haben. Zum Wiederherstellen des Datenbestandes werden somit
|
||
|
alle Backups benötigt, da die Änderungen sequenziell eingespielt werden müssen.
|
||
|
|
||
|
Dies führt beim dem Einsatz von Magnetbändern gerade dazu, dass Administratoren
|
||
|
panisch auf die Suche nach den Magnetbändern gehen, wenn Daten vergangener Jahre
|
||
|
wiedergerstellt werden müssen. Grund für die Aufregung ist, dass wenn ein Backup
|
||
|
oder Magnetband fehlt die Wiederherstellung der gesicherten Daten nicht möglich
|
||
|
ist.
|
||
|
|
||
|
Die folgende Abbildung beschreibt den Speicherverbrauch pro Wochentag und hebt
|
||
|
hervor, welche Änderungen in welchem inkrementellen Backup gesichert sind.
|
||
|
|
||
|
\begin{figure}[H]
|
||
|
\centering
|
||
|
\includegraphics[width=1\textwidth]{img/inkrementell-backup.png}
|
||
|
\caption{Inkrementelle Backups}%
|
||
|
\label{fig:backup.inkrementell}
|
||
|
\end{figure}
|
||
|
|
||
|
\begin{itemize}[label={},itemsep=0pt]
|
||
|
\item \textbf{Vorteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Sehr einfaches Verfahren
|
||
|
\item Niedriger Speicherbedarf. Die Backups sind wesentlich kleiner als
|
||
|
differentielle oder Vollbackups. Es werden daher auch Magnetbänder mit
|
||
|
geringerer Kapazität benötigt. Kosten können so gesenkt werden.
|
||
|
\item Das Erstellen der Sicherung ist im Vergleich zu den anderen Methoden
|
||
|
schneller erstellt, da nur die letzten Änderungen gesichert werden müssen.
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\item \textbf{Nachteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Das Vollbackup und \textbf{alle} inkrementellen Backups sind
|
||
|
notwendig, um einen Zeitpunkt wiederherzustellen.
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\end{itemize}
|
||
|
|
||
|
% #>-----------------------------------------------------------------------------<#
|
||
|
\subsection{Differenzielles Backup}%
|
||
|
\label{sec:backup.differentiell}
|
||
|
|
||
|
Das differentielle Backup ist dem inkrementellen Backup sehr ähnlich. Es werden
|
||
|
jedoch nicht die Änderungen zu jedem letzten beliebigen Backup gesichert,
|
||
|
sondern ausschließlich zum letzten Vollbackup. Demnach ist zur Wiederherstellung
|
||
|
der Daten das letzte Vollbackup und das gewünschte differentielle Backup
|
||
|
notwendig. Die folgende Abbildung spiegelt wie Abbildung
|
||
|
\ref{fig:backup.inkrementell} den Speicherverbrauch pro Wochentag ab und hebt
|
||
|
hervor, welche Änderungen in welchem differenziellen Backups gesichert sind.
|
||
|
|
||
|
\begin{figure}[H]
|
||
|
\centering
|
||
|
\includegraphics[width=1\textwidth]{img/differentielles-backup.png}
|
||
|
\caption{Differenzielle Backups}%
|
||
|
\label{fig:backup.differentiell}
|
||
|
\end{figure}
|
||
|
|
||
|
\begin{itemize}[label={},itemsep=0pt]
|
||
|
\item \textbf{Vorteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Weniger Speicherbedarf als bei einem Vollbackup, aber mehr als bei
|
||
|
einem inkrementellen Backup
|
||
|
\item Zur Wiederherstellung wird nur das letzte Vollbackup und das
|
||
|
differentielle Backup zum gewünschten Zeitpunkt benötigt.
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\item \textbf{Nachteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Dateien, die einmal verändert werden, müssen bei jedem differentiellen
|
||
|
Backup neu gesichert werden. Dadurch entsteht ein höheres Datenaufkommen.
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\end{itemize}
|
||
|
|
||
|
% #>-----------------------------------------------------------------------------<#
|
||
|
\subsection{Vollbackup}%
|
||
|
\label{sec:backup.vollbackup}
|
||
|
|
||
|
Bei einem Vollbackup wird der komplette Datenbestand gesichert. Um verlorene
|
||
|
Daten wiederherzustellen wird nur das entsprechende Vollbackup benötigt. Die
|
||
|
folgende Abbildung beschreibt das Wachstum der Vollbackups pro Tag.
|
||
|
|
||
|
\begin{figure}[H]
|
||
|
\centering
|
||
|
\includegraphics[width=1\textwidth]{img/vollbackups.png}
|
||
|
\caption{Vollbackups}%
|
||
|
\label{fig:backup.vollbackup}
|
||
|
\end{figure}
|
||
|
|
||
|
\begin{itemize}[label={},itemsep=0pt]
|
||
|
\item \textbf{Vorteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Sehr einfache Wiederherstellung
|
||
|
\item Nur das jeweilige Backup bzw. Band notwendig
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\item \textbf{Nachteile:}
|
||
|
\begin{enumerate}[itemsep=0pt]
|
||
|
\item Sehr hoher Speicherverbrauch
|
||
|
\item Um auf mehrere Versionen zurückgreifen zu können wird das jeweilige
|
||
|
Backup benötigt.
|
||
|
\end{enumerate}
|
||
|
\end{itemize}
|
||
|
|
||
|
% #>-----------------------------------------------------------------------------<#
|
||
|
\subsection{Großvater-Vater-Sohn Prinzip}%
|
||
|
\label{sec:backup.gvs-prinzip}
|
||
|
|
||
|
Das Großvater-Vater-Sohn Prinzip, auch Generationen Prinzip genannt, ist ein
|
||
|
Rotationsverfahren für Magnetbänder, um mit möglichst wenigen Magnetbändern den
|
||
|
Zugriff auf ältere Sicherungszustände zu gewährleisten.
|
||
|
|
||
|
Als Sohn-Sicherung werden die täglichen Sicherungen von Montag bis Donnerstag
|
||
|
beschrieben. Dies sind in der Regel inkrementelle Sicherungen. Die Sicherung,
|
||
|
welche Freitags erstellt wird, ist die erste Vater-Sicherung. Für die erste
|
||
|
Woche sind daher fünf Magnetbänder notwendig.
|
||
|
|
||
|
Wird nun bei der Vater-Sicherung ein differentielles Backup erstellt, sind die
|
||
|
Änderungen, welche in der Woche angefallen sind inkludiert. Dies bedeutet, dass
|
||
|
die Sicherungsbänder von Montag bis Donnerstag in der zweiten Woche
|
||
|
wiederverwendet und überschrieben werden können.
|
||
|
|
||
|
Daraus folgt, dass ein sechstes Band für die 2. Vater-Sicherung in der 2. Woche
|
||
|
notwendig ist. Dies geht so für die 3. und 4. Woche des Monats weiter. Es
|
||
|
resultiert daher für einen Monat, dass vier Sicherungsbänder für die
|
||
|
Sohn-Sicherungen und vier Sicherungsbänder für die Vater-Sicherungen notwendig
|
||
|
sind. Also insgesamt acht Bänder.
|
||
|
|
||
|
\begin{itemize}[label={},itemsep=0pt]
|
||
|
\item \textbf{Aufgabe 1a:} Gehen Sie davon aus, dass zu Beginn des Monats ein
|
||
|
Vollbackup des vergangenen Monats existiert. Geben Sie tabellarisch oder
|
||
|
grafisch für den aktuellen Monat an, an welchen Tagen, welches Band und
|
||
|
Backup-Methode verwendet wird, um dem Vater-Sohn Prinzip zu entsprechen.
|
||
|
\end{itemize}
|
||
|
|
||
|
Am letzten Tag im Monat wird die Sohn- oder Vater-Sicherung durch die
|
||
|
Großvater-Sicherung ersetzt. Die Großvater-Sicherung ist im Regelfall ein
|
||
|
Vollbackup. Anschließend wird wieder mit der Sohn- und Vater-Sicherung für den
|
||
|
nächsten Monat fortgefahren. Da die Großvater-Sicherung alle Änderungen des
|
||
|
letzten Monats beinhaltet, kann die Sohn-Sicherung als auch die Vater-Sicherung
|
||
|
im nächsten Monat überschrieben werden. Daraus resultiert, dass zusätzlich 12
|
||
|
Bänder für jeden Monat benötigt werden. Insgesamt also 20 Bänder pro Jahr.
|
||
|
|
||
|
\begin{itemize}[label={},itemsep=0pt]
|
||
|
\item \textbf{Aufgabe 1b:} Geben Sie für drei Monate tabellarisch oder
|
||
|
grafisch die Tage an, welches Band und Backup-Methode verwendet wird, um dem
|
||
|
Großvater-Vater Prinzip zu entsprechen.
|
||
|
\end{itemize}
|
||
|
|
||
|
% #>-----------------------------------------------------------------------------<#
|
||
|
\subsection{Praxisaufgabe: Die nette Kollegin}%
|
||
|
\label{sec:backup.praxisfall}
|
||
|
|
||
|
In dem Unternehmen, indem Sie tätig sind wird nicht Ende des Monats, sondern an
|
||
|
dem ersten Freitag im Monat, die Großvater-Sicherung erstellt. Die letzte
|
||
|
Großvater-Sicherung wurde vergangenen Freitag, den 6. November 2020, erstellt.
|
||
|
|
||
|
Eine Kollegin aus der Finanzabteilung hat Sie schriftlich informiert, dass der
|
||
|
letzte Praktikant ein Verzeichnis gelöscht hat, welches Sie nun benötigt. Das
|
||
|
Beschäftigungsverhältnis des Praktikanten fing vor drei Monaten, zwei Wochen und
|
||
|
einem Tagen, ausgehend von der letzen Großvater-Sicherung, an. Gehen Sie davon
|
||
|
aus, dass die Dateien zu diesem Zeitpunkt vorhanden waren.
|
||
|
|
||
|
Welche Bänder sind notwendig, um die Dateien und Verzeichnisse für die Kollegin
|
||
|
aus der Finanzabteilung wiederherzustellen?
|
||
|
|
||
|
Ihr Chef traut ihnen nun das Wiederherstellen von Daten zu. Prompt erhalten Sie
|
||
|
einen Anruf, dass die Daten welche sie wiederhergestellt haben nicht in der
|
||
|
Version vorliegt, welche die nette Kollegin erwartet hat. Sie hat sie angewiesen
|
||
|
die Daten vom 28. Oktober 2020 wiederherzustellen.
|
||
|
|
||
|
Welche Bänder sind notwendig, um die Daten und Verzeichnisse vom 28. Oktober
|
||
|
2020 wiederherzustellen?.
|